Friedrich A. Kittler
Farben und/oder Maschinen denken

Eine Zahl an sich an sich gibt es nicht und kann es nicht geben. Es gibt mehrere Zahlenwelten, weil es mehrere Kulturen gibt. Spengler

Mein Thema heute abend ist die Frage, welche Konsequenzen der weltweite Siegeszug von Computern für die Geisteswissenschaften hat, jene guten alten, aber nicht mehr recht funktionalen Disziplinen also, die heutzutage lieber Kulturwissenschaften heißen oder noch lieber allesamt in einer Medientheorie aufgehen möchten.

Bemerkenswerterweise hat sich auch die Computerwissenschaft selber - jene mathematische Disziplin also, die hierzulande als Informatik firmiert - diese Frage schon gestellt. Der große amerikanische Programmierer Terry Winograd, mit dem ich die englische Fassung meines Vortrags zu diskutieren die Freude hatte, ist dafür, noch bemerkenswerterer Weise, in die Schule Martin Heideggers gegangen, um erst einmal zu erfahren, was es mit der Sache der Geisteswissenschaften, dem Menschen in seiner alltagssprachlichen Existenz, auf sich hat. Was dazu herauskam, ist kurzgesagt, daß der unabschließbar offene Horizont menschlicher Existenz zwar prinzipiell keine Computerisierung erlaubt, daß Computer aber dennoch, weil sie wie die Leute auch auf der Basis von Sprachen existieren, hilfreiche Werkzeuge oder Zeuge (im Wortsinn von Sein und Zeit) abgeben können. Dieser Werkzeugbegriff des komplexesten technischen Mediums und damit von Medien überhaupt ist aber so gängig und beruhigend, daß die Geisteswissenschaften weiter machen könnten wie bisher. Weil Werkzeuge immer von ihrem Benutzer her definiert sind, bliebe es beim alten Denkschema, das Maschinen grundsätzlich vom Menschen her denkt und die Umkehrung, daß nämlich Menschsein durch die verfügbaren Maschinen definiert wird, gar nicht erst in Betracht zieht. Schon deshalb kommt alles auf seine Kritik an. Die erste Frage muß also lauten, warum Teile der Computerwissenschaft ihre mathematische Strenge aufgegeben und statt dessen Anleihen bei einer Philosophie gemacht haben, die ihnen Werkzeugbegriffe liefern konnte. Die zweite, historisch allerdings ältere und damit vordringlichere Frage aber lautet, was Philosophen überhaupt dazu gebracht hat, Menschen im Unterschied zu Maschinen und näherhin zu technischen Medien zu denken.

Um eine lange Geschichte kürzer zu machen, erzähle ich sie als Märchen. Wie alle, beginnt auch dieses Märchen mit einem vollkommenen Zustand. Es war nämlich einmal eine Zeit, wo harte Wissenschaften, etwa Physik oder Astronomie, ihren akademischen Ort ganz fraglos in philosophischen Fakultäten hatten. Und vermutlich weil die philosophische Fakultät selber in der Hierarchie tief unter den drei übrigen Fakultäten stand, gab es auch keinerlei Streit über mögliche Unterschiede zwischen Geist und Natur, Mensch und Maschine. Noch als Kant daran ging, die erkenntnistheoretischen Grundannahmen zu revidieren, stützte er sich in wesentlichen Punkten auf zeitgenössische Mathematik. In seiner Kunstheorie versuchte Kant sogar, die Frequenztheorie von Licht und Ton, wie der große Mathematiker Euler sie aufgestellt hatte, ins Geschmacksurteil über das Schöne einzubeziehen. Genau deshalb aber brauchte Kant auch keinerlei wissenschaftliche Analysen von Wahrnehmungsprozessen zu berücksichtigen; in aller philosophischen Arroganz beanspruchte sein Begriff der Apperzeption, aus eigener Kraft die Transformation von etwas, das schon Kant nackte "Daten" der Empfindung nannte, in strukturierte Objekte einer inneren Vorstellung zu leisten.

Dieser alteuropäische Zustand änderte sich, zumindest in Deutschland, kurz nach 1800. Auf ihrer neuen, von Kant gelegten Grundlage erhob die Philosophie Anspruch darauf, alle kulturellen Daten interpretieren zu können. Diese Behauptung als solche hatte den institutionellen Effekt, eine neue Allianz zwischen dem Staat und einer philosophischen Fakultät zu schmieden, die kurz zuvor ihrer Abschaffung aufgrund sozialer Nutzlosigkeit eben noch entgangen war. Deshalb sollte die Reform der deutschen Universitäten, ihren leitenden Philosophen zufolge, gerade umgekehrt alle Brot- und alle Naturwissenschaften ausschließen, zumindest aus einer philosophischen Fakultät, der dieses Manöver mit einemmal den höchsten Rang unter allen Fakultäten verschaffte. An der Spitze dieser Spitze standen fortan Philosophie und Philologie, mit anderen Worten: die natürliche Sprache des Denkens und das Denken der natürlichen Sprachen.

Eben die Reform also, die die weltweite Karriere von Geisteswissenschaften im späteren 19. Jahrhundert ermöglicht hatte, entkoppelte das geisteswissenschaftliche Wissen auch von aller Berechnung. In schlagendem Gegensatz zu Kant konnte Hegel nur höhnisch lachen, wenn er auf die - ich zitiere - "ganz ungeschickte und auch nach den Tatsachen völlig irrige Anwendung der Zahlenverhältnisse der Töne" zu sprechen kam, die zumindest in Hegels Augen Newton auf die Farben gemacht" haben sollte. Folgerichtig konnte seine eigene philosophische Theorie über Farben denn auch nur wiederholen und vertiefen, was die natürlichen Sprachen selber über Farben sagen. Die Philosophie, mit anderen Worten, wurde zur Interpretation. Und Karl Marx irrte ein wenig in der Adresse, wenn er der Philosophie im allgemeinen, nicht nur seinem Meister Hegel im besonderen vorwarf, die Welt immer bloß interpretiert und nicht verändert zu haben...

Glücklicherweise fand die geplante Ausschließung aller harter Wissenschaften aus deutschen Universitäten nicht statt, aber schon ihre Drohung hatte einen bemerkenswerten Nebeneffekt. Es entstanden nämlich, sozusagen aus Rache, völlig neue Wissensformen. Im selben Augenblick, wo die Philosophie daran ging, kulturelle Daten als solche zu begreifen oder zu interpretieren, begann die Psychophysik, wie ihr Begründer Gustav Theodor Fechner sie taufte, dieselben kulturellen Daten als naturwissenschaftliche zu entziffern. Fechner in Leipzig und seinen Nachfolgern in Berlin, vor allem Herrmann Ferdinand von Helmholtz, gelang es zum erstenmal, den Datenfluß sinnlicher Wahrnehmungen in mathematischen Formeln anzuschreiben. Was Heinz von Förster Ordnung aus dem Chaos genannt hat, entsprang also nicht mehr, wie zu Zeiten Kants, aus einer vom transzendentalen Ego geleisteten Synthese; zu ihrer unbewußten Existenz kam die Wahrnehmungsordnung vielmehr kraft der elektrischen Potentiale und logarithmischen Übertragungsfunktionen eines Nervensystems.

Um solche harten Fakten wie Fechners psychophysisches Grundgesetz aber überhaupt entdecken zu können, mußten Menschen zuvor ihrer gesamten Menschlichkeit entkleidet werden. Anfangs wurden die wenigen psychophysischen Gründerhelden selber, später aber auch ihre zahllosen Versuchspersonen rigorosen Versuchsbedingungen unterworfen, die vorab den Gebrauch natürlicher Sprache ausschlossen. Statt dessen mußten die Versuchspersonen auf künstlich erzeugtes Rauschen hören oder ins nackte Sonnenlicht starren. Andernfalls hätten die unbewußten Mechanismen, die für die Konstruktion einer psychophysischen Realität verantwortlich sind, gar nicht von den kulturellen und das heißt sprachabhängigen Funktionen isoliert werden können, die für die Begriffsbildung verantwortlich sind.

Diese experimentelle Durchmessung des sogenannten Menschen hatte zwei Effekte, einen technikhistorischen und einen wissenschaftsgeschichtlichen. Erst nachdem Wahrnehmungsprozesse so kalt und unmenschlich erforscht waren, als wären sie technische Medien, stand der Konstruktion wirklicher Medien, die diese selbe Wahrnehmung täuschen und/oder simulieren können, nichts mehr im Weg. Edisons Phonograph, der Vorläufer des Grammophons, ging genauso auf Helmholtz' akustische Experimente zurück wie Bells Telephon.

Wissenschaftsgeschichtlich dagegen war entscheidend, daß die Philosophie nicht mehr behaupten konnte, mit psychophysischen Laborbefunden und technischen Medien kompatibel zu sein. Soweit ich sehen, war Husserls Phänomenologie der erste Versuch, dieses neue Problem erfolgreich zu umgehen. Einerseits konnte diese Philosophie sich nicht mehr erlauben, die Korrektheit der mathematischen und psychophysischen Beschreibungen, wie Hegels Freistil das einst gewagt hatte, schlicht zu leugnen. Aber weil ihre Übernahme andererseits alles Denken zu purer Redundanz verurteilt hätte, erfand Husserl seine sogenannte Lebenswelt als philosophisch autonomen Bereich.

Diese Lebenswelt, wie wir sie vorgeblich alle bewohnen, kennt keinerlei psychophysische Tatsachen. Alle Kulturtechniken - von der einfachen Wahrnehmung über das Gedächtnis bis zum Denken selber - sind eins mit ihrer Erscheinung oder Phänomenalität, mit anderen Worten: Gegebenheiten der Selbstbeobachtung. Und immer wenn naturwissenschaftliche Befunde solchen Einsichten widersprechen, müssen die Naturwissenschaften von der Phänomenologie lernen, daß die Lebenswelt auch und gerade die Wissenschaft umfaßt oder doch zumindest umfaßt hat. Denn wie die psychophysischen Beschreibungen menschlicher Wahrnehmung auch ausfallen mögen, am Ursprung eines jeden solchen Experiments stand eine Wahrnehmung im phänomenologischen Sinn - schlicht und einfach weil der Experimentator selber nicht umhin kam, unsere gemeinsame Lebenswelt zu bewohnen. "Mag der Naturwissenschaftler", hieß es in Husserls Vorlesungen über "Ding und Raum", auch sagen, [daß] dieses Stück Platin in Wirklichkeit ein Atomkomplex von der und der Beschaffenheit [ist...], so bestimmt er mit solchen Reden doch immer dies Ding da, das er sieht, das er in der Hand hat, das er auf die Waagschale legt usw."

Heideggers Schriften vor der sogenannten Kehre haben aus dieser Reduktion von Wissenschaft auf Lebensweltlichkeit die härtesten Konsequenzen gezogen. 1927, im Erscheinungsjahr von Sein und Zeit, wurde es Heidegger zufolge endlich machbar, die Wissenschaft als solche in Frage zu stellen, einfach weil - ich zitiere - "die scheinbar strengste und am festesten gefügte Wissenschaft, die Mathematik, in eine 'Grundlagenkrisis' geraten ist. Der Kampf zwischen Formalismus und Intuitionismus geht um die Gewinnung und Sicherung der primären Zugangsart zu dem, was Gegenstand dieser Wissenschaft sein soll." Mit anderen Worten: Ein bis ins Persönliche geführter Streit, wie er zwischen Hilbert und Brouwer tobte, erlaubte es der Philosophie, die Mathematik erstmals auf ihre Gegenstandsseite zu verlagern und damit die jahrtausendealte Allianz mit den Wissenschaften in ihrer Basis selber aufzukündigen. Mehr noch, Heidegger opferte sogar die seit Parmenides grundlegende Selbstauszeichnung aller Philosophie, ihren immer siegreichen Streit gegen die Blindheit des Alltags und der Nichtphilosophen, um die alte Allianz mit den Wissenschaften durch einen neuen Bund zwischen Denkern und Handwerkern, Meistern der Feder und Meistern des Hammers abzulösen. Zu diesem Zweck, der dann in Proklamationen wie der Rektoratsrede seinen Machtanspruch auch ganz offen ausstellte, mußte Heidegger allerdings jeden Lebensweltbewohner oder Arbeiter mit eben der hermeneutischen Kompetenz ausstatten, die bislang wohlgehütetes Privileg der Geisteswissenschaften geblieben war. Die Geisteswissenschaften sind also nicht auf Betreiben böser Medien oder Technokraten in ihre berühmte Krise geraten; sie ist in genau dem Maß selbstgeschaffen, wie eine Philosophie alle ihre Besonderheiten zu bloß regionalen Ausformungen einer universalen oder vielmehr existentialen Grundausstattung namens Verstehen herabsetzte.

Damit aber hörte die Lebenswelt auf, wie bei Husserl auf Kontemplation und damit auf Theorie im griechischen Wortsinn eingeschränkt zu bleiben. Im Gegenteil, was Heidegger die Faktizität des Daseins nannte, sollte gerade den Vorrang der Handwerklichkeit vor aller theoretischen Abstinenz unterstreichen. Dieser Schwenk vom Wahrnehmen zum Handeln, vom Sensorischen zum Motorischen hatte paradoxerweise aber den erklärten Zweck, einen Gegenangriff auf die psychophysischen Erklärungen von Empfindung und Wahrnehmung zu starten. Heidegger konnte zwar, ebensowenig wie Husserl, nicht mehr in Abrede stellen, was Experimente am Menschen als harte Fakten zutage gefördert hatten; aber er reduzierte diese Fakten auf abhängige Variabeln lebensweltlicher Erfahrung. Ein Statement im "Ursprung des Kunstwerks" mit erheblichen Konsequenzen für Heideggers gesamte Kunsttheorie lautet wie folgt:

"Niemals vernehmen wir [...] im Erscheinen der Dinge zunächst und eigentlich einen Andrang von Empfindungen, z.B. Töne und Geräusche, sondern wir hören den Sturm im Schornstein pfeifen, wir hören das dreimotorige Flugzeug, wir hören den Mercedes im unmittelbaren Unterschied zum Adlerwagen. Viel näher als Empfindungen sind uns die Dinge selbst. Wir hören im Haus die Tür schlagen und hören niemals akustische Empfindungen oder auch nur bloße Geräusche. Um ein reines Geräusch zu hören, müssen wir von den Dingen weghören, unser Ohr davon abziehen, d.h. abstrakt hören."

Heidegger zufolge sind lebensweltliche Ohren also geborene Interpreten nicht nur menschlicher oder natürlicher Sprache, sondern auch der Werbung. Im Fall von Mercedes und Adler - was die amerikanische Heideggerübersetzung übrigens durch den schönen Anachronismus "Volkswagen" ersetzt - hören solche Ohren ja weniger die "Dinge selbst", wie geschrieben steht, als vielmehr ihre Markennamen. Auf eine Art, die jede Medientheorie zu erübrigen droht, kommen alle möglichen Verkehrssysteme - vom Flugzeug über das Auto bis anderswo bei Heidegger auch zum Radio - unmittelbar als solche bei den Verkehrsteilnehmern an, die ihrerseits praktisch genug sind, Lärmpegel umstandslos als Erkennungssignale zu decodieren. Damit scheint zugleich sichergestellt, daß der psychophysisch exakte Inbegriff allen Lärms - reines weißes Rauschen - den Ohren einer existenzialen Lebenswelt überhaupt nicht begegnen kann.
Aber es scheint nur so. Kaum hat der klare Satz, daß "wir niemals bloße Geräusche hören", sein philosophisches Geräusch gemacht, wird er auch schon zurückgenommen. Im Unterschied zu Kant, dessen transzendentale Apperzeption gar nicht umhin konnte, nackte Sinnendaten kraft ihrer Synthese immer schon weggezaubert zu haben, muß Heidegger die mittlerweile bewiesene Möglichkeit hinnehmen, daß bloße Geräusche wahrgenommen werden. Dieses Muß aber spielt er sogleich Leuten zu, die die Anstrengung leisten, statt Dingen (oder gar Dingwörtern) das Rauschen der Materie selbst zu hören. Womit nur die Insassen psychophysischer Labors gemeint sein können.

Mit anderen, zusammenfassenden Worten: Heidegger macht also aus dem, was vor seiner Philosophie ein ziemlich theoretischer Dualismus zwischen Geist und Natur gewesen war, ein blutiges Drama. Die Gesamtheit der Kultur landet auf den Schultern der Existenz von uns allen, während die Gesamtheit der Natur in wissenschaftliche Versuchsanordnungen landet. Nach dieser klinisch reinen Trennung bleibt nur die ebenso neue wie rätselhafte Frage, wie es, dem unendlichen Vorrang der Lebenswelt zum Trotz, überhaupt zu einem Faktum Wissenschaft hat kommen können. Am Ende ihrer Arbeit steht die Hermeneutik der Existenz vor der selbstgeschaffenen Not, verstehen oder gar erklären zu müssen, daß ihr ganzes Gegenteil, die wissenschaftliche Erklärung, stattfinden kann.

Die halbe Antwort von "Sein und Zeit", nicht mit der des späteren Heidegger zu verwechseln, besteht in Phänomenen einer sogenannten Unzuhandenheit, die Winograds informatische Heidegger-Rezeption viel eleganter als "breakdowns" übersetzt hat. Wenn und nur wenn das alltägliche Dasein auf kaputte Werkzeuge, fehlende Verbindungsglieder oder unleserliche Zeichen stößt, weicht ihre genuine Blindheit einem gewissen theoretischen Blick, der, in letzter Analyse, schließlich zu Dingen führen könnte, die nicht mehr Werkzeuge oder Zeuge wären, wie Heidegger formuliert, sondern Gegenstände unter der Kontrolle von Wissenschaften, Experimentalanordnungen oder Medientechnologien. Eine Umwelt, deren Praxiszusammenhang gestört ist, würde (ähnlich wie bei Husserl) zum Ursprung von Theorie. Aber nirgendwo schreibt Heidegger schlicht und endgültig, was seine informatischen Interpreten ihm in den Mund legen, daß nämlich "Objekte und ihre Eigenschaften erst im Ereignis eines breakdowns entstehen", bei dem ihre Zuhandenheit sich in die nackte Vorhandenheit von Gegenständen verkehrt. Diesen Satz ein für allemal zu formulieren, würde ja heißen, Wissenschaft und Technologie zu rechtmäßigen Bereichen des Daseins zu erklären. Ihn zu formulieren und zugleich zu widerrufen, wie Heidegger es tut, heißt vielmehr, die Möglichkeitsbedingungen von Wissenschaft und Technik wie einen umgehenden Geist außerhalb der Grenzen von Existenz zu halten. Heidegger zufolge wird bei alltäglichen Zusammenbrüchen "das Zuhandene noch nicht lediglich als Vorhandenes betrachtet und begafft, [sondern] die sich kundgebende Vorhandenheit ist noch gebunden in der Zuhandenheit des Zeugs." Die Störungen des Alltags, mit anderen Worten, bilden also eine Reihe, die die Gegenständlichkeit von Gegenständen zwar approximiert, aber nie in ihr konvergiert. In "Sein und Zeit" sind die Wissenschaft und ihre ursprüngliche Sache selber jener Breakdown, mit dem Heidegger ihren Ursprung zu verstehen oder gar zu erklären versucht.

Und in der Tat: Für die Psychophysik als Feind, auf den alle Argumente zielen, waren Breakdowns so unvermeidlich wie notwendig. Fechners zeitweilige Erblindung führte zu Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Sehens, die Taubheit von Mrs. Mabel Bell zur Substitution des menschlichen Hörens durch die Telephonie ihres Gatten. Wenn Heideggers Begriff vom Werkzeug, ja selbst der vom Zeichen, im Gegensatz zu aller vorherigen Philosophie nicht aus funktionierenden, sondern aus systematisch gestörten Alltagsbedingungen stammt, macht die Hermeneutik des Daseins einmal mehr Anleihen beim Feind. Heideggers Loblied der Handwerklichkeit kehrt einfach das Loblied des Handicaps um, das am Anfang aller Medientechnologien gestanden hat.

Verbannt oder verpönt sind die Medientechnologien deshalb auch aus dem Kunstwerk in Heideggers Sinn, der ja ein ziemlich sensorischer ist. "Der Stein", heißt es im "Ursprung des Kunstwerks", "lastet und bekundet seine Schwere. Aber während diese uns entgegenlastet, versagt sie sich zugleich jedem Eindringen in sie. Versuchen wir solches, indem wir den Fels zerschlagen, dann zeigt er in seinen Stücken doch nie ein Inneres und Geöffnetes. [...] Versuchen wir, dieses auf anderem Wege zu fassen, indem wir den Stein auf die Wage legen, dann bringen wir die Schwere nur in die Berechnung eines Gewichtes. Diese vielleicht sehr genaue Bestimmung des Steins bleibt eine Zahl, aber das Lasten hat sich uns entzogen. Die Farbe leuchtet auf und will nur leuchten. Wenn wir sie verständig messend in Schwingungszahlen zerlegen, ist sie fort. Sie zeigt sich nur, wenn sie unentborgen und unerklärt bleibt. Die Erde läßt so jedes Eindringen in sie an ihr selbst zerschellen." (35f.)

Den philosophishen Gegenangriff, den Heidegger in "Sein und Zeit" noch als einsamer Denker gegen Technologien führen mußte, hat also ersichtlich die Mutter Erde selber abgenommen. Ihr Feind jedoch, dem Tonfall zum Trotz, ist nicht männlich, sondern numerisch. Es war einmal eine Zeit, als Kant, sicher nicht ohne die Zweifel eines Philosophen, den ästhetischen Genuß beim Anblick von Farben einem Geist zuzuschreiben versuchte, der im Unterschied zu Euler imstande gewesen wäre, die Frequenzen dieser Farben nicht bloß auf eine Formel zu bringen, sondern wirklich in Billionstel von Sekunden mitzuzählen. Es gab eine andere Zeit, als Hegel unter Goethes zeitweilig so mächtigem Feuerschutz den bloßen Gedanken an Farbfrequenzen schon mit philosophischem Spott überziehen durfte. In der Zeit der Hermeneutik jedoch ist es an der Zeit, die Sachverhalte, die die Messung von Gewichten und Farben liefert oder vielmehr im mathematischen strengen Wortsinn distribuiert, gleichzeitig anzuerkennen und zu verbannen. Heidegger kann an sein spätes Werk gehen und die "Sprache als die Sprache" denken - einfach weil er zuvor den Körper der reellen Zahlen ausgeschlossen hat.

1935, als all dies geschah, war höchstwahrscheinlich auch der letztmögliche Augenblick dafür. Heutzutage wissen wir alle, eher aus Medientechnologie als aus sogenannter Erfahrung, daß Geräusche ganz ohne experimentelle Kunststücke gehört und die Frequenzspektren von Farben gesehen werden können. Dank einer Festkörperphysik, die ihrerseits den festen Grund für Silizium- und Lasertechnologien abgibt, dringt die Chiptechnologie in miniaturisierte Steine bis zu einem Punkt ein, wo sie von innen heraus zu leuchten oder gar zu zählen beginnen. Halbleiterlaser, lichtemittierende Dioden und Transistoren sind ein völlig anderer Ursprung des Kunstwerks.

In seinem Licht weist die phänomenologische Umgehung von Wissenschaft und Technik zwei tiefgreifende Schwächen auf. Zum einen ging ihr Widerlegungsversuch lediglich auf die Analyse und Messung von Naturdaten, nicht auf ihre Synthese und Simulation. Zum anderen griff sie ein Hauptquartier an, das der Feind gerade zugunsten eines anderen geräumt hatte.

Norbert Wiener, Meister der mathematischen Analysis und mithin auch reeller Zahlen, soll über den prominentesten seiner Kollegen im Zweiten Weltkrieg geäußert haben: "Shannon ist einfach verrückt; er denkt sogar im Binärzahlensystem." Soweit ich sehen kann, hat keine Phänomenologie, trotz Husserls früher Beziehungen zu Frege, diesen entscheidenden Punkt begriffen. Ihr Versuch, die Philosophie von der mathematischen Analysis samt ihren Anwendungen, wozu die Fourieranalyse von Frequenzbereichen ja zählt, aufs strikteste zu trennen, kam knapp zu spät. 1937 hatte Alan Turing eben bewiesen, daß jedes denkbare Programm auf einer digitalen Maschine laufen kann, die mit der bloßen Beschreibung einer anderen digitalen Maschine gefüttert worden ist. Den feinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen dem, worauf diese Maschine referieren kann, und dem, was sie ausführen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, für immer zu laufen, diesen Unterschied macht Turings neuer Begriff von Beschreibung. Einerseits kann die Maschine vermittels ihrer Sensoren und Effektoren auf Ausschnitte einer Natur referieren, die dem Körper der reellen Zahlen vermutlich entspricht. Andererseits müssen die programmierenden Beschreibungen, um entscheidbar zu sein, aus einer endlichen Menge syntaktischer Elemente selektiert sein. Aus diesem Grund kann die Maschine reelle Zahlen nur insoweit berechnen, wie deren Mächtigkeit (im Wortsinn Cantors) Aleph Null beträgt.
Dieser Preis, den alle Digitaltechnik für die Programmierbarkeit ihrer Maschinen zu entrichten hat, beeinträchtigt deren Rechenleistung freilich nur bei Problemen, deren bloße Erklärung schon diesen Vortrag überladen würde. Im Gegenteil, gerade beim Zahlenknacken jenseits aller menschlichen Rechenmannjahre, das heißt aber eben bei Frequenzanalysen oder Spektrogrammen, sind Digitalmaschinen in ihrem Element. Daher rührt das große Paradox unserer Tage, die Tatsache, daß erst kombinatorische oder digitale Maschinen eine höchstwahrscheinlich nicht digitale, sondern analoge Natur ernsthaft vermessen, simulieren und manipulieren können. Mit der bemerkenswerten Ausnahme von Turings Colossus berechneten alle Computer der Gründergeneration ballistische Geschoßbahnen, Explosionen und anderen Penetrationen einer Mutter Erde, die bekanntlich jedes Eindringen an ihr selbst zerschellen macht oder, Heidegger so scharf wie genau ergänzt, "jede nur rechnerische Zudringlichkeit in eine Zerstörung umschlagen läßt" (Udk 36).

Sicher, die Einführung von Schreibtischmaschinen, den famosen Personal Computers, hat zu sehr anderen Anwendungen geführt. Während die Zahlenknacker unter den Maschinen weiterhin unseren Alltag berechnen und vorherbestimmen, etwa durch ihre schlichte Fähigkeit zur Wettervorhersage, bleiben ihre Schreibtischkollegen darauf beschränkt, exakt solche Standardtexte vom Typ der Wettervorhersage auszudrucken. Mit anderen Worten: dem sogenannten Wohl sogenannter "end user" zuliebe sind die Maschinen sehr absichtsvoll auf Anwendungen beschnitten worden, die deren Elemente prinzipiell endliche Mengen sind. Einhundertachtundzwanzig Lettern reichen für Amerika, immerhin zweihundertsechsundfünfzig für die europäische Polyglottie. Aber eben darum dürften, wie Winograd so klar gezeigt hat, alle Versuche der Künstlichen Intelligenz, die Automatisierung natürlicher Sprachen über endliche Mengen wie Buchstaben und Phoneme hinaus bis zu den virtuell unendlichen Mengen ihrer Semantik voranzutreiben, zum Scheitern verurteilt bleiben. Die Installation von Computern auf geisteswissenschaftlichen Schreibtischen - auf Rückfrage hin schwören fast alle meine Kollegen: "Ich benutze ihn aber nur als bessere Schreibmaschine" - hat den Riß zwischen Natur und Kultur ersichtlich nicht behoben; aber auch ihr Einzug in geisteswissenschaftliche Methoden oder Datenbanken wird daran voraussichtlich nichts ändern.

Und doch: natürliche Sprache als jenes einzigartige Feld oder Reich, das die Geisteswissenschaften von Rechts wegen beanspruchen, bleibt von der weltweiten Emergenz von Computern nicht unberührt. Seit Turings Beweis existieren formale Sprachen nicht mehr bloß als mathematische Theoreme, sondern als Technologien. Zu Hilberts Zeit, die ja auch die Zeit von "Sein und Zeit" war, lief die ganze Grundlagenkrise der Mathematik hinaus auf die Frage, ob Zahlen "im menschlichen Geist existieren", wie der arme Brouwer glaubte, oder aber "auf Papier", wie sein Feind Hilbert schließlich alle Mit- und Nachwelt glauben machte.

Hilberts kaltbültige Reduktion der Mathematik auf ihre Mechanik hätte aber auch von Heidegger stammen können. "Sein und Zeit" widerlegte die selbstgeschaffene Illusion, Brüche in Alltagszusammenhängen könnten von selbst zum Ursprung der Theoriebildung werden, mit unvergeßlicher Flachheit: "Auch die 'abstrakteste' Ausarbeitung von Problemen und Fixierung des Gewonnenen hantiert z.B. mit Schreibzeug", hieß es dort. "So 'uninteressant' und 'selbstverständlich' solche Bestandstücke der wissenschaftlichen Forschung sein mögen, sie sind ontologisch keineswegs gleichgültig." (SuZ 358) Genau dieses Argument wandte Hilbert, ziemlich gleichzeitig, auf alle Wesenheiten der Mathmatik an, auf ihre Zahlen, Operatoren und Werkzeuge. Alles mithin, was Platon und seine unzähligen Nachfolger im höchsten aller Himmel geortet hatten, stürzte zur Erde oder genauer aufs Papier, um dort - in Hilberts Worten - "Figuren" zu bilden, "die uns als solche anschaulich vorliegen müssen". Während die platonischen Figuren und Körper in ihrem Ideenhimmel Wesenheiten waren, die sich durch mathematische Mittel - im griechischen Sinn also nur Zahlen und keine Operatoren - bezeichnen ließen, machte Hilbert, ganz wie Heidegger, die mathematischen Zeichen selber zur ontologischen Grundlage seiner Wissenschaft. Beide sahen eben, wie Gadamer einmal über Heidegger gesagt haben soll, die Welt mit den Augen eines Ingenieurs. Was im Fall Hilbert um so paradoxer war, als er in jungen Jahren und in Vertretung seines Lehrstuhlinhabers den versammelten deutschen Ingenieuren einmal mit aller Herzlichkeit erklärt hatte, daß es zwischen Technik und Mathematik überhaupt keine Feindschaft gebe - aber nur darum, weil sie überhaupt nichts miteinander zu tun hätten.

Und dennoch, dasselbe Argument hatte leider in Mathematik und Philosophie ganz andere Effekte. Der späte Heidegger kam zum Schluß, daß das Wesen der Technik nichts Technisches ist; Hilberts Trennung zwischen Paperware und Wetware, Zahl und Menschengeist machte den Weg frei für Turings Prinzipmaschine, deren einzige Zielscheibe ja Hilbert selber war. Als "Anwendung auf Hilberts Entscheidungsproblem", wie der übertrieben bescheidene Untertitel von Turings Dissertation lautete, schaffte es sein Urcomputer, die Unentscheidbarkeit von Hilberts liebster Vermutung zu beweisen. Seit den Tagen der Psychophysik gehen die entscheidenden Schritte moderner Wissenschaften ja über die Leichen verkrüppelter oder widerlegter Professoren.

Die technische Implementierung von Turings Prinzipschaltung, zunächst in Elektronenröhren, später in Transistoren und schließlich in Integrierten Schaltkreisen oder Chips, mechanisiert zum erstenmal in der Geschichte die Sprache selber. Deshalb sind Computer, Winograd zum Trotz, keine Zeuge oder Werkzeuge, nicht einmal ontologisch ja so ungleichgültige Schreibzeuge. Denn nur die wenigsten Werkzeuge haben mit Kulturtechniken und folglich mit Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Information zu tun; Werkzeuge und Maschinen dienen vielmehr überwiegend der Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Naturenergien. Die mechanisierten formalen Sprachen aber, die gleichzeitig die vielen und selbstähnlichen Hierarchieebenen von Computern durchläuft, durchkreuzt diese Unterscheidung selber. Sie verarbeiten Informationen, die in ihrer Form als berechenbare reelle Zahlen genausogut auf Information wie auf Energie referieren können. Die spezifische Differenz des europäischen Schriftsystems seit etwa 1300, die Tatsache nämlich, daß Buchstaben und Ziffern nicht mehr wie vormals in Griechenland oder Rom zusammenfallen, diese Differenz beginnt zu verwischen. Und solange die Träume einiger Physiker von rekonfigurierbaren Analogcomputern weder angemessene Materialien noch machbare Computerarchitekturen zutage gefördert haben, kann die Macht dieser alphanumerischen Implosion schwerlich überschätzt werden.

Es ist kaum fünfzig Jahre her, daß die ersten gebauten Computer schlichtweg nur Ziffern kannten. Input und Output bei ihnen bestanden aus nackten Binärzahlen, was Gründerhelden wie Turing, die Zeichensalat auch noch lesen konnten, mit verhohlenem Stolz erfüllte. Spätere Betriebssysteme wie etwa UNIX haben diese nulldimensionale Bitoberfläche, aus Rücksicht auf die altehrwürdigen Gewohnheiten von Alphabet und Dezimalsystem, um eine einzige, also eindimensionalen Kommandozeile erweitert. Wieder eine Dekade später ging aus den weltweiten Kopiergebühren, die die Xerox Company in ihr Forschungsinstitut am Dorfrand von Palo Alto investierte, die heute übliche Mensch-Maschinen-Schnittstelle hervor: eine zweidimensionale Bedienungsoberfläche, deren Effekt eine erste Kompatibilität auch zwischen Zahlen und Figuren war. Heute schließlich, nachdem die Schreibtische der ersten Welt mit 2D-Computern gesättigt sind, investiert die gesamte Elektronikindustrie Milliarden in Multimediaprojekte, die erstens zur Anschaffung neuer Computergenerationen einladen und zweitens Kompatibilität auch mit Bildern und Klängen heraufführen soll. So könnte es im Prinzip, von Dimension zu Dimension, immer weiter gehen, wäre die virtuelle Realität menschlicher Sinne nicht auf vier Dimensionen von Raum und Zeit beschränkt. Sicher ist zumindest, daß bei dieser Explosion der Computerschnittstellen und ihrer Dimensionen alle anderen Unterhaltungsmedien, aber wahrscheinlich nicht nur sie, im Supermedium Computer implodieren werden.

Die Effekte dieser Explosion bleiben auch nicht im Technologischen oder gar Kommerziellen stecken. Weil Kulturen, die Sache also der Geisteswissenschaften nicht auf individuellen Intentionen beruhen, sondern auf all den Medien, die auf der Basis natürlicher Sprachen möglich werden, treten im erst im alphanumerischen Licht des modernen Maschinenparks ihre Grenzen zutage. Vor hundertzwanzig Jahren, als der kalifornische Eisenbahnkönig und Gouverneur Leland Stanford senior jenes berühmte Experiment befahl, dessen Kombination von Pferdebeinen und Hochgeschwindigkeitskameras schließlich zum Film führen sollte, mußte der größte Pferde- und Schlachtenmaler der Epoche schließlich die Niederlage seiner Kunst eingestehen. Heute verschieben die Medientechnologien, die auf der Basis formaler Sprachen errichtet sind, noch viel radikaler die Grenzen zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen, dem Denkbaren und dem Undenkbaren. Jeder, der einmal versucht hat, die fuzzy logic seiner Einsichten und Absichten in Computerquellcode zu gießen, weiß aus bitterer Erfahrung, wie einschneidend die formale Sprache dieser Codes diese Ein- und Absichten selber verformt. Sie sind in der Implementierung so gut wie verschwunden. Und schon weil diese Rückkopplungsschleife eher von der Maschine zum Programmierer als umgekehrt führt, können Computer nicht auf Werkzeugbegriffe gebracht werden. Deshalb ist, um universale Maschinen zu denken, der späte Heidegger einschlägiger als der von "Sein und Zeit". Der Vortrag "Die Frage nach der Technik" räumt zwar ein, daß "die gängige Vorstellung von der Technik, wonach sie ein Mittel ist und ein menschliches Tun", für alltägliche Zwecke "richtig bleibt" (VA 14). Aber dieses Zugeständnis nimmt der späte Heidegger, gerade umgekehrt zum Verfahren von "Sein und Zeit", sofort wieder zurück mit dem Satz, daß "die Technik nicht bloß ein Mittel" ist, sondern "eine Weise des Entbergens" (VA 20). Das heißt ganz konkret, "die in der Natur verborgene Energie aufgeschlossen, das Erschlossene umgeformt, das Umgeformte gespeichert, das Gespeicherte wieder verteilt und das Verteilte erneut umgeschaltet wird". Woraufhin Heidegger, als habe er eben den Schaltkreis erfunden, zum Schluß kommt: "Erschließen, umformen, verteilen, umschalten sind Weisen des Entbergens" (VA 24).

Was Wiener Shannons Verrücktheit nannte, muß genau diese Entdeckung gewesen sein. Als junger Student am Massachussetts Institute of Technology soll Shannon die zugleich einfachste, eleganteste und nutzloseste aller digitalen Maschinen konstruiert haben. Die Maschine hatte nur einen Schalter mit den zwei Aufschriften "ON" und "OFF". Wenn Freunde Shannon besuchten, stand der Schalter immer auf "OFF". Wenn die Freunde verspielt waren, legten sie den Schalter auf "ON". Daraufhin öffnete sich der Maschinendeckel, eine künstliche Hand kam hervor, tastete nach dem Schalter, legte ihn wieder auf "OFF" und verschwand unter dem Deckel, der sich wieder schloß...

- - -

Textauszug aus: Eckhard Hammel (Hrsg.): Synthetische Welten. Kunst, Künstlichkeit und Kommunikationsmedien, Essen: Verlag Die Blaue Eule, 1996, S. 119-132 (ISBN 3-89206-598-5)